25.04.2009  

Schmied ist ein Schuhmacher für Pferde






Loic Entwistle vom Sohlwieser Hof arbeitet eng mit Tierärzten zusammen und bildet sich fort

HERGENFELD/WINDESHEIM. So wie ein perfekt passender Schuh mit bequemem Fußbett zum menschlichen Wohlbefinden beitragen kann, sind der richtige Beschlag und die Pflege der Hufe für die Gesundheit von Pferden wichtig. Deshalb bringt Hufschmied Loic Entwistle vom Sohlwieser Hof bei seiner Arbeit viel Herzblut ein.

Der gebürtige Franzose, der in Chartres bei Paris aufgewachsen ist, hatte familienbedingt (sein Vater war Kutscher) von Kindesbeinen an mit Pferden zu tun. Dabei entwickelte sich bei ihm seine Liebe zu den Vierbeinern: "Mit zwölf Jahren wollte ich schon Hufschmied werden", erinnert sich Loic Entwistle noch gut.

Sein Wunsch wurde inzwischen erfüllt: Nach dreijähriger Lehre begab er sich auf die Walz. Zunächst zog er durch sein Heimatland, ehe ihn sein Weg nach Deutschland führte. Auf 15 Höfen war er tätig, auch auf der bekannten Trabrennbahn Iffezheim bei Baden-Baden. "Eine bessere Lehre und Weiterbildung gibt es nicht", meint Entwistle.

Als er bei einem Reitturnier in Darmstadt seine Ehefrau Monika kennenlernte, wurde schon bald am Ortsrand von Hergenfeld, aber noch auf Windesheimer Gemarkung, der Sohlwieser Hof gebaut. Dieser verfügt neben Wohnhaus, Stallungen, Hufschmiedewerkstatt und einer Rehabilitationsstelle für Huferkrankungen auch über ausgedehnte Weideflächen.

Entwistle, der dem Ersten Deutschen Hufbeschlagschmiede-Verband (EDHV) angehört, kümmert sich neben dem Hufbeschlag und orthopädische Beschläge auch um das sichere Auftreten von Dressur-, Spring- und Turnierpferden. In enger Zusammenarbeit mit dem Tierarzt erledigt er die Stellungskorrektur bei Fohlen, behandelt Hufrisse sowie Krankheiten wie chronische Hufrehe, Hornspalt und Hufkrebs.

Sehr wichtig ist es ihm, sein Wissen ständig durch Fortbildungsmaßnahmen aktuell zu halten. Dabei führt ihn der Weg beispielsweise bis nach Rimini, in die Normandie oder zu internationalen Kongressen im bayerischen Wildbad Kreuth, an denen bis zu acht Nationen teilnehmen.

In Deutschland gibt"s rund 2500 Hufschmiede, im Kreis Bad Kreuznach etwa 15. "Zu allen besteht ein kollegiales Verhältnis, wobei der Erfahrungsaustausch eine wichtige Rolle spielt. Denn es gibt schon mal das eine oder andere Problem, mit dem man sich länger auseinandersetzen muss und andere Erfahrungen einholt", erklärt Entwistle, dessen Nachname von seinem schottischen Großvater stammt. "Man muss immer die Ohren offen halten, und man kann auch noch dazulernen." Als Beispiel nennt er Änderungen im Pferdesport oder Klebebeschläge, die reichlich Erfahrung voraussetzen. Zudem gibt es Spezialbeschläge, bei denen Millimeterarbeit gefragt ist.

Der Hufschmied, der durch seine Ehefrau im Büro unterstützt wird, führt seine Arbeiten auch ambulant im Umkreis von 40 Kilometern durch. Viele seiner Kunden bringen aber auch ihre Pferde zum Sohlwieser Hof, vor allem dann, wenn Huferkrankungen oder oder andere Probleme behoben werden müssen, was oft bis zu zwei Wochen, aber auch bis zu einem Monat dauern kann. Für den Pferdehuf sei es eigentlich gesünder, kein Eisen zu tragen, dann aber braucht das Pferd viel Bewegung. Muss ein Pferd aber arbeiten, muss es Eisen tragen. Das gelte für die meisten der rund 700 000 Pferde in Deutschland, so dass er und seine Kollegen genügend Arbeit haben, verriet der Schmied.

Bild und Text: DieterAckerman Oeffentlicher Anzeiger vom 25.04.2009
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