18.05.2013  

Kuckucksweg: Ein Stück Allgäu im Naheland




Vitaltouren Uli Holzhausen entdeckt Hergenfeld und seine Schönheiten

Hergenfeld. Mal angenommen, Sie waren noch nie in Hergenfeld. Das könnte sich nach dem Lesen dieser Wanderbeschreibung ändern. Es erwarten Sie überraschende Eindrücke. Diesmal war unser Wanderwegetester Uli Holzhausen auf einer der kurzen Vitaltouren unterwegs, dem Kuckucksweg rund um Hergenfeld.

„Da die Wanderung nur knapp neun Kilometer lang ist und etwas mehr als 200 Höhenmeter zu bewältigen sind, starteten wir an einem milden Maitag erst gegen Spätnachmittag. Und so ist dieser Weg sicher auch im Hochsommer geeignet, dann, wenn die Mittagshitze langsam der Abendkühle weicht, die Passagen im kühlen Wald den Wanderer zusätzlich erfrischen.

Am Sportplatz in Hergenfeld, unserem Startplatz, gibt es Parkmöglichkeiten und, wie immer bei den Vitaltouren, ausreichende Informationen und eine Übersichtskarte. Die Wanderung geht eigentlich immer um den Ort herum, allerdings, ohne dass man ihn ständig sieht. Zuerst laufen wir am Waldrand entlang, und uns fallen die vielen großen Birnbäume auf, die fast jeden Acker schmücken. Hier haben die Bauern nicht um jeden Quadratmeter Ackerboden gegeizt, sondern durch diese alten Bäume die Landschaft verschönert, den Wind abgehalten, Obst gedeihen lassen. Felder wechseln sich mit Wiesen ab, und auf einer sehen wir viele Orchideen, die allerdings noch nicht blühen. Wir umrunden Hergenfeld auf seiner südlichen Seite und kommen, wie es sich für diese Himmelsrichtung gehört, in die Weinberge. Ein Wingert hat sehr alte und wirklich dicke Reben, die zwar wenig Wein, dafür aber viel Mineralität und Extrakt bringen. Auf einem anderen Weinberg werden wohl demnächst die Reben herausgezogen. So ohne Pfähle und Drähte sehen die Reben wie tanzende Derwische aus. Rechts vom Ketzeberg gibt es einen der vielen Aussichtspunkte, und wir können von hier aus den Donnersberg sehen. Auffällig sind die vielen Weiden, auf denen immer wieder Pferde zu finden sind. Aber auch eine „Hochalm“ mit einer richtig großen Kuhherde passieren wir. Allgäu im Naheland.

Wir umrunden in einem Tal den Mühlenkopf und tauchen in einen Hainbuchen- und Krüppeleichenwald ein. Im Limbachtal entdecken wir ein Feuchtbiotop und gehen dann wieder aufwärts, überqueren die Kreisstraße 45 und finden am Waldrand einen einladenden Rastplatz mit einem Wegkreuz und großartigem Panoramablick. Die vorbeifahrenden Autofahrer auf der Kreisstraße werden mit Sicherheit nicht diese Ruhe und Weitblicke haben.

Den Kuckucksweg erobert man mit den Schuhsohlen und nicht mit den Autoreifen. Unser Weg führt uns auf einem schmalen Fußpfad mitten durch den dichten Mischwald. Wir gelangen schließlich zu einem Heiligenhäuschen, das von drei großen alten Eichen umrahmt wird. Der Hergenfelder Orchesterverein kümmert sich immer wieder um die Renovierung dieser Andachtsstätte, die an ein im Wald verloren gegangenes Kind erinnern soll, deshalb der Name „das Kinche“. Am Vorabend zum Dreifaltigkeitssonntag findet dort immer eine Messe statt. Nach einem halben Kilometer gelangen wir wieder zum Sportplatz und beenden unsere Wanderung.

Fazit: Ein kurzweiliger, abwechselungsreicher Wanderweg. Bei aufkommender sehr schlechter Witterung kann man, da es ja rund um Hergenfeld geht, notfalls den Weg immer abkürzen. Die Verbandsgemeinde Rüdesheim, in deren Gebiet sich nicht nur der Kuckucksweg, sondern auch die Vitaltour „Stein, Wein, Farbe“ befindet, zeigt im Ausbau des „sanften Tourismus“ großes Engagement. So hat man hier beispielhaft fast 300 Kilometer Wanderwege neu und umfassend beschrieben und ausgeschildert, vom Sonnwald bis zur Nahe. Hinzu kommen noch neun Nordic-Walking-Strecken, differenziert nach leichten, mittelschweren und schweren Strecken, und ein weites Radwegenetz. In ausführlichen und aktuellen Faltblättern, Wanderkarten und Prospekten kann man sich informieren. So ist der Region mit diesen attraktiven Freizeitangeboten ein Anstieg der Touristenbesuche zu wünschen. Aber auch wir, die heimischen Wanderer, können davon profitieren. Man muss es nur tun.

Z Ausführliche Informationen: www.vg-ruedesheim.de oder zum Kuckucksweg unter www. outdooractive.com und dann Kuckucksweg eingeben.


Oeffentlicher Anzeiger (Ost) vom Samstag, 18. Mai 2013
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