Johann Peter Kling

Von Hergenfeld im Soonwald nach Probfeid im Donaumoos

Lebenslauf
Aus dem Leben Johann Peter Kling
 

Johann Peter Kling wurde am 8.März 1749 als Sohn des Lehrers Konrad Kling in Hergenfeld geboren und am 1.April im benachbarten Schöneberg katholisch getauft. Taufpaten waren Johann Schlawek und der Schultheiß Johann Peter Knor. Die Eltern zogen wohl bald in den südlichen Teil der Kurpfalz, von wo aus sie ihrem Sohn in Speyer, Mannheim und Wetzlar eine höhere Schulbildung zukommen ließen. Aus der Tatsache, dass er 1774 Mathematikprofessor an der kurfürstlichen Pagerie wurde und 1780 als Hofkammerrat in die Wirtschaftsverwaltung der Kurpfalz eintrat, lässt sich schließen, dass er Mathematik und Kameralwissenschaft studierte. Als Forstkommissarius übernahm er 1780 die Leitung der neugegründeten Hofforstkammer, und etwa um dieselbe Zeit wurde er auch Mitglied der Mannheimer Akademie der Wissenschaften. Durch Kurfürst Karl Theodor mit der Regelung aller kurpfälzischen Forstangelegenheiten betraut. wurde Kling zwischen 1783 und 1795 zum führenden Forstfachmann der Kurpfalz, der nicht nur in fast allen Kameralwaldungen (= Staatswäldern) durch Entwässerung, Standortskartierung, Aufforstung und fortschrittliche Forstbetriebsordnungen die moderne Forstwirtschaft einführte, sondern sich auch um die Trockenlegung des Landstuhler Bruches verdient machte. Auch in den Soonwald kehrte Kling 1 786 während dieser Arbeiten für einige Zeit zurück. 

Im August 1795 wurde Kling durch den inzwischen auch zum bayerischen Kurfürsten gewordenen Karl Theodor als Forstkammerdirektor nach München berufen. Um 1800 siedelte er sich in Probfeld im Donaumoos an, wo er 59iähne am 11. Dezember 1808 an Nervenfieber starb Am 2. Dezember 1816 wurden seine Gebeine exhumiert und umgebettet auf den damals neu angelegten Friedhof der Gemeinde Karlskron, wo auch seine 1823 gestorbene Ehefrau Theresia beerdigt wurde. Die Grabstätte ist jedoch nicht erhalten.

Auszug aus „Das Wirken des Soonwälder Forstreformers Peter Johann Kling“ von Horst Silbermann

 

Das Donaumoos als Objekt landesherrlicher Politik an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert

Das Donaumoos war als Moorgebiet bis zum 18. Jahrhundert weithin unzugänglich und wurde allenfalls von den Rändern her zur Viehweide genutzt. Aber nicht nur die widrige Landesnatur, auch verwickelte Eigentums- bzw. Lebensverhältnisse sowie die quer durch das Moos verlaufende Territorialgrenze zwischen Pfalz-Neuhure und Kurbayern standen einer großräumigen Urbarmachung des Geländes entgegen. Erst unter Karl Theodor, der Pfalz-Neuburg und Kurbayern unter seiner Herrschaft vereinigte, wurden die Trockenlegung des Donaumooses und die Besiedlung der dadurch gewonnenen Anbauflächen intensiv betrieben8. Mit ausschlaggebend hierfür dürfte gewesen sein, daß sich der Kurfürst schon während seiner Mannheimer Regierungszeit die aus der Kritik am Merkantilismus erwachsenen Anschauungen der Physiokraten zu eigen gemacht hatte, die nicht mehr im Reichtum an Edelmetalle, in der Gewerbeförderung und einer aktiven Handelsbilanz, sondern in der Erhöhung der Bevölkerungszahl und i Ausbau der Landwirtschaft die Quellen des Wohlstandes sahen. In einer ersten etwa 1790 bis 1805 reichenden Kultivierungsperiode wurden Kolonisten aus Niederbayern, dem Bayerischen Wald, der Oberpfalz, aus Franken, Württemberg, der Kurpfalz und dem Rheinland angesiedelt. An den entlang der schnurgeraden Entwässerungsgräben angelegten Straßen entstanden Musterstücke weithingezogener Straßendörfer wie Karlskron, Unter- und Obermaxfeld, Grillheim oder Karlshuld und zahlreiche andere. Die Kolonisten erhielten 9 Tagwerke Land und ein Geschenk von 30 fl. (=Gulden) zum Viehkauf. Ein teils aus Geld, teils aus Baumaterialien bestehendes Darlehen in Höhe von 450 fl. Musste innerhalb von 20 Jahren, beginnend nach dem 5. Jahr, in 5 Jahresraten von 30 fl. zurückgezahlt werden. 

Es zeigte sich indessen bald, dass die Betriebsgrößen wohl zu klein ausgelegt waren, wodurch viele Kolonisten nach kurzer Zeit in arge wirtschaftliche Bedrängnis kamen. Das um 80 eingetretene Ausmaß an Verelendung drohte bei gleichzeitig schwindendem Interesse des Staates, das Donaumoos wieder in den Zustand vor der Trockenlegung zurückfallen zulassen. Erst ab 1817 wurden wieder staatliche Finanzmittel für die dringend notwendige Sanierung des Donaumooses zur Verfügung gestellt und die Betriebsfläche der Kolonisten aus Staatsländerein aufgestockt. Nach 1820 entstanden noch einmal neue Kolonistensiedlungen, darunter die von ihren Bewohnern zunächst “Ludwigsfeld“ und „Theresienfeld“ genannten Orte. Ein königlicher Befehl von 1831 entschied jedoch anders: „Seine Königliche Majestät haben...im Betreffe der Benennung zweyer Colonisten Ansiedlungen im Donaumoos zu beschließen geruht – die größere der in Frage stehenden beiden Ansiedlungen soll den Namen „Ludwigsmoos“ die kleinere aber den Namen „Klingsmoos“ und zwar letztere zum dankbaren Andenken eines Manns führen, welcher soviel für die Urbarmachung des Donaumoos gethan habe. Mit „Moos“ sollen sich die Namen enden, damit in dem Namen selbst für spätere Zeiten ausgesprochen wird, was aud Ihrer Stelle gewesen.“ Kling war zu diesem Zeitpunkt zwar schon mehr als zwei Jahrzehnte tot, doch soll zu ihm die Betrachtung noch einmal zurückkehren.

Das "Probfeld" des Johann Peter Kling - Ein Regierungsbeamter wird Bauer

Seit 1795 Forstkammerdirektor in München legte Kling schon im März 1796 als Grundlage für eine bayerische Forstreform eine „Aktenmäßige Geschichte der Waldvermessung in Bayern“ vor. In welcher er seine diesbezüglichen Erfahrungen in der Kurpfalz verwertete. Im Mai folgte eine ebenfalls auf pfälzisches Vorbild aufbauende Forstvermessungsinstruktion für Bayern. Im Juni schließlich erschien seine lnstruktion für die kurbayerischen Forstbeamten. Aufgrund seiner Arbeiten im Soonwald und im Landstuhler Bruch sowie seiner Erkenntnisse über die Verflechtungen der Forstwirtschaft mit den übrigen Bereichen der Bodennutzung erwarb sich Kling bald den Ruf eines Sachverständigen für alle Fragen der Bodenkultivierung. So war es nur folgerichtig, dass er seit 1796 auch an der Entwässerung und Kultivierung des Donaumooses beteiligt wurde. Erstellte sich dieser Aufgabe nicht als Regierungsbeamter vom grünen Tisch aus, sondern kaufte sich selbst im Donaumoos ein., indem er – wohl 1801 – zunächst 60 Tagwerk und bald darauf 40 weitere Tagwerk Landwirtschaftsfläche erwarb, die „Probfeld“ nannte und von einer neu errichteten Hofanlage aus bewirtschaftete.

Anlass für dieses direkte Engagement Klings war der große Moorbrand von 1800 gewesen. In seinem 1806 erschienenen Büchlein "Beschreibung eines Kulturversuches im Donaumoos" erinnerte er sich: „Als dieser Brand sechs Wochen gewütet hatte, wurde Anzeige gemacht, dass 6-8000 Tagwerke verbrannt waren, an einigen Orten nur die Grasnarbe, an anderen aber die Torflage 2 – ½ Schuh tief. An den letzteren lag die Asche bis 12 Zoll hoch. Jene, die keinen anderen Nutzen aus ihren Moosgründen bezogen als den, den ihnen das Gras gewährte, sahen dieses als großes Unglück an. Allein zu wirklicher Kultur wäre dieses eine treffliche Vorbereitung gewesen, wenn man die erzeugte Asche gleich untergeackert und so vor den Verfliegen durch Winde verwahrt haben würde.“ Klings eigene Anbauversuche waren zunächst aber erfolgreich, doch musste er bald erkennen, dass die Brandkultivierung wenig erfolgreich war, weil sich damit nur vorübergehend höhere Erträge erzielen ließen, die teuer erkauft waren durch ein Nachlassen der Fruchtbarkeit in den folgenden Jahren. Kling kam schließlich zu der Erkenntnis, dass ein „ödes Gut aller Anstrengungen ungeachtet doch erst im 6.Jahr auf eine feste Stufe gebracht werden könne“. Seine breite bodenkundliche Erfahrung, verbunden mit den damals modernsten landwirtschaftlichen Erkenntnissen, führte das Unternehmen Probfeld dennoch zum Erfolg: „44 Tagwerke wurden zu Wiesn angelegt, die übrigen unter den Pflug genommen und nach den Regeln der Wechselwirtschaft behandelt. Beinahe die Hälfte des Pfluglandes wurde mit Korn und Weizen bestellt, von dem Rest wurde die Hälfte zum Kartoffelbau, die andere Hälfte zum Anbau von Klee, Burgunderrüben, Hanf- und Ölgewächsen benützt. Zur reinen Brache blieb nichts liegen.“ Auch der neue Kurfürst Maximilian Joseph – seit 806 erster König von Bayern – fand Wohlgefallen daran, „dass der Direktor Kling zur Beförderung der Kultur und zur Herstellung eines Beispiels im Großen...ein Grundstück...erkauft habe, um auf diesem, ohne Kosten des Staates, eine Landwirtschaft nach geeigneten und höheren Grundsätzen herzustellen und diese dadurch mittels Beispiel und Augenschein zu verbreiten.“

Schon am 22.Februar 1802 hatte der neue Landesherr den mittlerweile zum Direktor der Generallandes-Direktion beförderten Kling zur „Mittelsperson“, d.h. zum Organisator für die Besiedlung des trockengelegten Donaumooses ernannt, „um das ganze Ansiedlungsgeschäft mit Einheit, Schnelligkeit und Nachdruck zu behandeln“. Auch diese Aufgabe hat Kling mit der ihm eigenen Tatkraft und Umsicht gemeistert. Schon zu Lebzeiten haben ihm dafür die Moosbewohner das ihn vom Landesherrn nie verliehene, im Moos aber bis heute benutzte Adelsprädikat „von“ Kling zuerkannt.

Alte Schule in Hergenfeld

Das Foto zeigt die erste Schule in Hergenfeld. Hierin wohnte der Lehrer Konrad Kling mit seiner Familie. Ebenso unterrichtete er in diesem GebŠude die Kinder von Hergenfeld. Es lässt sich aber nicht nachweisen, ob Johann Peter Kling in diesem Haus geboren wurde. Das Gebäude wurde 1958 abgerissen.

 Hergenfelder ist Pionier des Donaumooses

Lehrersohn Johann Peter von Kling zeichnete vor mehr als 200 Jahren verantwortlich für die Kultivierung des größten Niedermoores Süddeutschlands

Als 1831 König Ludwig I. die Umbenennung der letzten Kolonien Ludwigsfeld und Theresienfeld genehmigte und dabei die kleinste der beiden Ansiedlungen den Namen Klingsmoos erhielt (zwischen Neuburg an der Donau und Schrobenhausen, vor den Toren von Ingolstadt gelegen), wurde damit dem Mann gedacht, der in dieser Region als Pionier des Donaumooses gilt: Johann Peter von Kling, der am 28. März 1749, als Sohn des Lehrers Konrad Kling, in Hergenfeld geboren wurde.

"Das Adelsprädikat wurde Kling vom damaligen Landesherrn nicht verliehen, doch die dankbaren Moosbewohner haben es ihm schon zu Lebzeiten bis heute zuerkannt", schreibt Chronist und Heimatforscher Friedrich Centmeier. Den außergewöhnlichen Leistungen von Kling sei es zu verdanken, dass das Donaumoos kultiviert wurde. Als Nachfolger der Kling'schen Versuchs- und Beratertätigkeit kann die 1900 gegründete Moorwirtschaftsstelle Karlshud angesehen werden, der es vergönnt war, im Donaumoos jenen gewaltigen Aufschwung einzuleiten, den sich Johann Peter von Kling und alle Kolonisten in diesem Gebiet schon zu ihrer Zeit erwartet haben. Seine Schulbildung erhielt Kling in Speyer, Mannheim und Wetzlar. 1774 wurde er Mathematikprofessor und trat 1780 als Hofforstkammerrat in die Wirtschaftsverwaltung der Kurpfalz ein. 1787 übernahm der Hergenfelder die Leitung der Hofforstkammer. Besonders um die Aufforstung, Entwässerung und Einführung einer fortschrittlichen Forstbetriebsordnung hat er sich verdient gemacht. Im August 1787 wurde Johann Peter von Kling von Kurfürst Karl Theodor als Forstkammerdirektor nach München berufen. Mit dieser Tätigkeit legte er auch die Grundlagen zur Bayrischen Forstreform. Nicht nur im Forst, sondern auch im übrigen Bereich der Bodennutzung erwarb er sich den Ruf eines Sachverständigen für alle Fragen der Bodenkultivierung. So war es auch selbstverständlich, dass Kling an der Kultivierung des Donaumooses beteiligt wurde.

Als jetzt Friedrich Centmeier nach Hergenfeld kam, um zu sehen, wo der Namensgeber von Klingsmoos, einem Ortsteil der Großgemeinde Königsmoos, das Licht der Welt erblickte, staunte Ortsbürgermeister Martin Theis nicht schlecht. Ein Gastgeschenk für die Hergenfelder hatte der agile Heimatforscher auch mitgebracht. Ein 4000 Jahre altes Stück Mooreiche, das 1997 am Erlengraben in Klingsmoos gefunden wurde. Theis verschlug es fast die Sprache, als er über den im Donautal berühmten und bekannten ehemaligen Hergenfelder Bürger viele interessante Dinge erfuhr.

Das Donaumoos ist das größte Niedermoor Süddeutschlands und wurde seit dem Beginn der Besiedlung 1791 inzwischen für rund 12 000 Menschen zur Heimat. Johann Peter von Kling war einer der fähigsten Beamten, die Kurfürst Karl Theodor aus der Pfalz nach Bayern brachte. Er machte es sich zur Aufgabe, durch eigene Anbauversuche und Beratung der Kolonisten, das öde Donaumoos in bessere Kulturen zu bringen. Kling nahm seine Aufgabe zur Entwässerung und Kultivierung des Donaumooses nicht als Regierungsbeamter vom grünen Tisch aus wahr, sondern er kaufte sich selbst im Donaumoos ein, nachdem er lange Zeit vergeblich auf öffentliche Mittel gewartet hatte. 

Anlass dafür war die Bodenbeschaffenheit eines Teiles des Moosbodens nach dem großen Moosbrand von 1800. Kling berichtete, dass der Sommer des Jahres 1800 sehr trocken war. Im Moos entstand ein Brand, der sich ausdehnte und nicht nur die Bewohner des Mooses in Angst und Schrecken versetzte. Als der Brand bereits sechs Wochen gewütet hatte, stellte man fest, dass zwischen 6000 und 8000 Tagewerk verbrannt waren. An einigen Orten nur die Grasnarbe, an anderen Orten aber die Torflage, zwei bis zweieinhalb Schuh tief. Die Asche lag bis zu zwölf Zoll hoch. Die Anbauversuche auf seinem eigenen Hof verliefen sehr erfolgreich. 44 Tagewerke wurden als Wiesen angelegt, die übrigen unter Pflug genommen. Fast die Hälfte des Pfluglandes wurde für den Kartoffelanbau verwandt, die andere Hälfte zum Anbau von Klee, Burgunderrüben, Hanf und Ölgewächsen. Schon damals erkannte Kling, dass die Kartoffel die Frucht des Donaumooses ist. Am 22. Februar 1802 ernannte Kurfürst Maximilian IV. Kling zum Organisator für die Besiedlung des trockengelegten Donaumooses. Eine Aufgabe, die Johann Peter von Kling mit Umsicht und Tatkraft gemeistert hat.

Der Pionier des Donaumooses starb am 17. Dezember 1808 im Alter von 58 Jahren in Probfeld an Nervenfieber. Für den Hergenfelder Ortsbürgermeister besteht kein Zweifel, dass er sich noch in diesem Jahr ins Donaumoos aufmacht. "Da muss ich jetzt mal hin, um mir vor Ort ein Bild von Klingsmoos und der Umgebung zu machen". Theis kann sich sogar vorstellen, auf kommunaler und Vereinsebene Kontakte zwischen Klingsmoos und Hergenfeld zu knüpfen. "Hierbei könnten sich für viele Bürgerinnen und Bürger beider Gemeinden interessante Ansatzpunkte ergeben" meinte er.

Fotos und Text von Dieter Ackermann
Öffentlicher Anzeiger vom 23.01.2003

 

 

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